AKA: Frogs of War – Laufzeit: 94 Minuten – Land: Neuseeland
Die “Feebles” sind schon ein merkwürdiger Haufen. Ob drolliges Nilpferd, fremdgehendes Walross, krankes Karnickel, sensationsgeile Fliege oder schüchterner Igel – hier kommen einige Charaktere zusammen. Was gut ist, schließlich wirken alle an der großen Feebles-Variety Show mit, die schon bald live im Fernsehen übertragen werden soll. Es wird gesungen, getanzt und improvisiert… aber hinter der Bühne geht erst so richtig die Post ab. Hier ist nichts mit Kuscheltheater – es werden Intrigen gesponnen, es wird fremdgegangen, es werden Drogen konsumiert; und Geld wird nebenbei noch auf etwas “andere” Art und Weise herbeigeschafft… Eines Tages muss Heidi, der heimliche Star der Show, mit Entsetzen feststellen dass ihr Gönner und Lover Bletch fremdgeht – woraufhin sie die Show etwas anders inszeniert als geplant. Es wird schmutzig, pervers, und brutal…
Dieser Film ist wohl – ohne Frage – als Klassiker zu bezeichnen. Und zwar in mindestens doppelter Hinsicht: zum einen war dies nach “Bad Taste” das zweite Werk von Regisseur Peter Jackson. Und zum anderen war dieser Film durchaus etwas besonderes: als Persiflage auf die Muppet-Show wird hier Anarchismus im Puppentheater zelebriert. Dieser Film dürfte Grundstein für viele neuere Produktionen oder gar Musikbands (vergleiche “Puppetmastaz“) gewesen sein. Doch was taugt der Film – aus heutiger Sicht – wirklich noch, neben der Rolle als “Grundstein” in der Karriere Peter Jackson’s ? Nun, und an dieser Stelle mögen mich Fans des Streifens schelten – vielleicht habe ich es verdient. Doch was ist denn nun mit dem Text des Backcovers, der ein extrem anarchischen, zügellosen und “versauten” Film versprach ? Ich habe mich jedenfalls etwas gewundert, dass im Film nur relativ wenig davon zu sehen (und zu hören) war. Auf mich und aus heutiger Sicht wirkt er eher brav (naja) – aber auch damals kann er nicht wirklich geschockt haben. Die Brutalität, die in “Bad Taste” noch ganz andere Ausmaße annimmt, ist hier vergleichsweise auf ein Minimum reduziert. Bis auf die Endszene gibt es eigentlich kaum Splatter-Szenen (nicht, dass ich zwingend darauf abfahre), und auch die Dialoge sind größtenteils noch im Rahmen. Nun gut, etwas expliziter als bei den Original “Muppets“, gewiss… aber irgendwie noch nicht genug.
Aber nicht nur das – sie sind auch noch stinklangweilig. So empfand zumindest ich – und ein weiterer Mitseher an diesem DVD-Abend. Wir stellten uns die Frage, ob es vor 20 Jahren anders gewesen war – heute kann dergleichen aber nicht mehr als “extravagant” oder besonders anzüglich gelten. Ein bisschen Fremdgehen hier, ein wenig Drogen dort, und antürlich die nötige Prise an Liebes- und Sexszenen. Gähn. Mein Ansatz: wenn man schon einen Film macht, der ausschließlich in der “Puppenkiste” entsteht, hat man doch eigentlich alle nur erdenklichen Freiheiten. Warum aber werden diese in diesem Fall nicht wirklich ausgenutzt ? Als überaus nervig empfand ich auch die ständigen Singszenen (die auf der deutschen DVD übrigens nicht untertitelt werden), die weder durch musikalische Finesse (das wäre ja auch was) noch durch guten Wortwitz glänzen. Nein, sie unterbrechen lediglich den ohnehin schon sehr dünnen Handlungsbogen, und die sehr vereinzelten Lacher. Immerhin, es gab einige Szenen die durchaus Potential haben. Der auffälligste Charakter war meiner Meinung nach Trevor (die Ratte), der quasi der “böseste Bube” der “Feebles” ist. Er dealt mit Drogen, betreibt ein kleines Pornofilm-Business; und macht Sebastian (dem Igel) die angehimmelte Herzdame streitig. Andere Charaktere, wie der “Regisseur” der Show (mir entfiel gerade das passende Tierpendant) nerven einfach nur, und sind kaum interessant, provozierend oder witzig.
Zu den positiven Aspekten des Films zähle ich die allgemeine, sehr bunt-trashige Aufmachung und die Bewegungen der Puppen, sowie die Sprecher (sowohl im Originalton als auch in der guten deutschen Synchro). Auch der Sound sowie die “Effekte” (nun ja) sind entsprechend dem niedrigen Budget gut umgesetzt und tragen zur merkwürdigen Gesamtwirkung bei. Wobei, wenn wir schonmal dabei sind – was genau Sinn und Zweck dieses Films ist, vermag ich nicht zu sagen. Mich vermochte er weder zu unterhalten, noch nahm ich ihn explizit als “Meilenstein” für irgendein Filmgenre wahr. Dafür fehlt ihm einfach der gewisse Witz, vielleicht auch der elegante, zwischen-den-Zeilen versteckte. Alles ist eher simpel gehalten, für Lacher sollen allein die schrägen Tierdesigns und das Interagieren derselbigen sorgen. Nun, bei mir hat das augenscheinlich nicht so gut geklappt. Wenn ein Puppennilpferd durch die Gänge watschelt, dabei über einen hässlichen Wurm stoplert; oder aber eine überdimensionale Fliege ihre Fotos im Spülkasten entwickelt – dann sieht das zwar absurd aus, bringt mich aber eher zum staunen als zum lachen. Ich staune schlicht, warum dieser Film überall in so hohen Tönen gelobt wird. Einfach nur, weil es ein “Klassiker” ist… ?
Gegen Ende hin war ich jedenfalls froh, dass das Ganze überstanden war. Vorher gab es noch einen recht heftigen Amoklauf zu sehen,der für mich weniger mit versteckter Kritik als mit Geschmacklosigkeit zu tun hat. Klar, die arme Heidi hat es nicht leicht. Warum sie dann aber alles und jeden Niedermacht, erklärt sich mir nicht wirklich. Es musste wohl einfach sein, damit der Film einen entsprechenden Abschluss hat (“der Wahnsinn wird mit Wahnsinn dem Erdboden gleichgemacht”). Wie dem auch sei, ich bin etwas verwundert. Schauspielerische Leistungen in dem Sinne gibt es auch nicht zu beurteilen, weshalb ich es wohl ausnahmsweise mal kurz mache.
Also endlich und schlussendlich: “Meet The Feebles” mag ein Klassiker sein, für mich ist es jedoch einfach nur einer der schlechtesten Filme die ich je gesehen habe. Auch mich interessiert, warum ich so empfinde – ich bin gerne bereit, mich bei Kaffee und Kuchen an einem Diskussionspodium zu treffen. Ich vergebe ganze 20 Prozentpunkte für diese filmische Grotte, huldige aber trotzdem Peter Jackson für viele seiner anderen Werke.
[Via http://ikarusvpn.wordpress.com]
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